Dita Whip, Die Partei
Dita Whip

Was werden Sie tun, um für die Einhaltung des 1,5°C-Ziels einzutreten?

Wenn ich - so wie es mir der Bodensatz meiner Puderdose sagt - mit einem landrutschartigen Wahlsieg in den Landtag einziehen werde (#Homolobby), dann setze ich mich als erstes dafür ein, den Diskurs rund um das Thema Klima positiv zu verändern. Den Menschen muss aktiv bewusstwerden, wie sehr viele kleine Entscheidungen zum Ziel beitragen können. Der aktuell laute Grabenkampf der Extrempositionen bringt uns dem 1,5°C Ziel nicht näher. Viel wichtiger ist es, ein Umdenken zu fördern. Da es allerdings schneller geht, die Unwilligen zu brandmarken als die Bemühten zu ermutigen, schlage ich eine öffentliche Diffamierung und Auspeitschung von SUV-Fahrer*Innen, Politiker*Innen mit mieser Entscheidungshistorie und den Produzent*Innen von unnötigem Verpackungsmüll vor! Warum muss meine Mascara, die im Karton kommt, dann auch noch in Plastik eingeschweißt sein?

So, schön ist er gewesen, der Ausflug in die Fantasie, aber reden wir kurz Klartext. Wir brauchen eine Anpassung der Klimapolitik an die wissenschaftlich fundierten Forderungen, die Förderung eines Dialoges mit Bürger*Innen, und effektive und umfassende Regelungen, welche die Industrie und große Konzerne daran bindet, ihre Herstellungs- und Lieferketten nachhaltig und viel schneller klimaneutraler zu gestalten. Das in dieser Diskussion gern von der Industrie vorgeschobene Märchen vom „Verlust der Arbeitsplätze“ ist nicht nur unfassbar langweilig, sondern nur dann wahr, wenn man dem Gott „Rendite“ huldigt. Politiker*Innen sollten sich bewusst sein, dass es eben nicht angenehm wird, wenn man der Wirtschaft sagt: „Liebe Wirtschaft/Industrie: Richtig scheiße das ihr für Profit- und Absatzmaximierung unsere Umwelt verpestet, Raubbau an unseren Ressourcen betreibt und dabei das Klima schneller zu Hölle jagt als Britney Spears Kevin Federline! Schluss damit!“ Zudem sind wir noch auf dem Stand von absoluten Anfänger*Innen was das Thema der erneuerbaren Energien angeht. Da geht - wie bei Highlighter - immer mehr! Hier müssen neue Ansätze her, aber was erwartet man von Politiker*Innen, deren Haaransätze auch immer mehr nachlassen? Der wichtigste Kernpunkt der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel und damit dem 1,5°C Ziel ist es, zu erkennen, dass die Einschränkungen und Verzichte von Einzelnen nicht das lösen werden, was systematisch falsch läuft.

Kann ich garantieren, dass ich da irgendwas erreichen werde? NEIN. Das liegt nicht daran, dass ich nicht will. Ich sehe einfach bei Klimazielen wie 1,5°C, als auch allgemein bei Umwelt- und Klimaschutz teilweise einen Unwillen, gewisse Regeln umzusetzen. Klimaschutz muss man sich leisten können…. Klar, kostet alles Geld, ich glaube aber nicht, dass wir uns auch nur irgendetwas leisten können was das 1,5°C Ziel nicht einhält. Was ich allerdings versprechen kann: Ich werde großartig dabei aussehen, wie ich meine Nägel in die Tischkante kralle, weil mal wieder ein komplett sinnloser Beschluss auf dem Themengebiet Gehör findet! Besser als nichts!

*Diese Gruppen können sich je nach Lage auch noch ändern. Im Moment überlege ich wie man dem Ansehen von Nestlé als auch von L'Oréal einen Klimasünder-Brandbutton anstecken kann.

Was bedeutet ein Nicht-Erreichen des 1,5°C-Ziels für Freiburger*innen und Baden-Württemberger*innen konkret?

Das Nicht-Erreichen des 1,5°C-Ziels hat für die Freiburger*Innen und die Menschen in Baden-Württemberg definitiv schmerzhafte Auswirkungen – auch wenn sie nicht sofort für Einzelne spürbar sein werden. Wenn ich an die jetzt schon verdammt heißen Sommer denke, schmilzt mir direkt wieder der Eyeliner und eine Augenbraue. Das bekomme ich dann – wie eben auch unser Klima – nicht mehr so schnell gerettet. Sollten Wetterextreme wie dieses langanhaltender, regelmäßiger und extremer werden, so werden sich auch bei uns Umweltfolgen und die daraus nachwirkenden Herausforderungen zeigen. Diese zu meistern ist nicht nur finanziell und gesellschaftlich eine enorme – fast sisyphusartige – Aufgabe, sondern wird auch durch Klimawandelleugner und andere (oft in blau oder schwarz gewickelte) Spaßpolitikertten und Spaßpolitikerettinnen nicht einfacher.

Die zu erwartenden Auswirkungen für beispielsweise unser Gesundheitssystem, den öffentlichen Haushalt und die Landwirtschaft auf unsere direkte Umwelt sind nicht unbedingt schöne Aussichten. Da hilft auch Photoshop nicht mehr, um das Debakel ansehnlich zu machen.

Ich könnte jetzt noch mehr leere Floskeln und Beispiele in politischer Gelaber-Manier abgeben. Das alles verblasst allerdings in Anbetracht der ernsten Lage. Kurzum: Ich hab‘ keinen Bock in 10 Jahren bei 45 Grad im Sommer kreativ zu sein, während mir so viel Schweiß den gepolsterten Hintern heruntertropft, dass man denken könnte, ich will den dann jährlichen neusten und rekordbrechenden Tiefwasserstand der Dreisam mit meinem Schweiß auffüllen.

Verteilt man das weltweit verbleibende CO₂-Budget gleichmäßig, hat Deutschland voraussichtlich 2024 sein gesamtes CO₂-Budget für das 1,5°C- Ziel aufgebraucht. 
Hat das für Sie und Ihre Partei eine Konsequenz und wenn ja welche?

Konsequenzen hat ja so ziemlich alles was man tut. Das nervt zwar unfassbar stark, aber so ist das nun mal, wenn man ein denkendes Wesen ist. Sonst wäre das hier ja nicht das Leben, sondern das ZDF-Traumschiff - Wer will aber mit Captain Kapitänöse Silbereisen die Weltmeere umschiffen? Mal ganz davon abgesehen, dass Kreuzfahrtschiffe unnötige Umweltzerstörer sind!

Verdammt… jetzt weder ich nie ein Engagement auf einem Kreuzfahrtschiff bekommen! Wichtig ist, so empfinde ich das, dass man nicht nur am Rande so ein bisschen drüber nachdenkt, sondern sich mal wirklich ins Bewusstsein ruft, was man Anderen mit diesen Konsequenzen zumutet. Denke ich darüber nach, dass Deutschland historisch gesehen schon mehr in die Luft geblasen hat, als die meisten sich modernisierenden oder entwickelnden Länder, so ploppen mir die letzten Blubberblasen aus dem Sekt! Für mich heißt das, dass ich mit jedem übermäßigen CO2 Ausstoß die Lage verschlimmere und Anderen die Folgen aufbrumme. In einem reichen Land wie Deutschland werden auch wir die Folgen des Klimawandels spüren, doch sind unsere Hintern so privilegiert, dass das Katastrophalste an uns vorbeigehen wird. Was sind schon trockenheiße Sommer, regennasse Winter und vermehrte Unwetter im Vergleich zu steigenden Meeresspiegeln und dauerhaften Überflutungen, Hungersnöten, en- und pandemischen Krankheitsausbrüchen und der Notwendigkeit zu flüchten aufgrund unlebbarer Umweltverhältnisse? Menschliches Elend wird bei knapper werdenden Ressourcen und den Kriegen um eben diese – Proudly presented by Heckler und Koch & Co.KG – sicherlich Hochkonjunktur feiern. Die Flüchtlingskatastrophe, die uns jetzt schon brandmarkt, wird ein Kinderspiel dagegen sein.

Allen, die sonst mit klimaschonendem Verhalten gar nichts am Hut haben, eventuell ihr Kreuzchen da setzen, wo man sich schämen sollte es zu setzen, kann ich nur sagen: Wenn euch Flüchtlingsströme jetzt schon ein Dorn im Auge sind, denkt mal darüber nach wie es erst sein wird, wenn wir mit unserer Art zu wirtschaften, zu leben und zu sein dafür sorgen, dass in 20 Jahren ganze Bevölkerungsgruppen bei uns Schutz suchen MÜSSEN!

Welche Ideen und Visionen verfolgen Sie und Ihre Partei für ein grundsätzliches Umlenken in unserer Gesellschaft und Wirtschaft?

„Umlenken“ hat ja eher was mit „Umdenken“ zu tun als mit einem beherzten Griff ins sprichwörtliche Lenkrad. Warum die Route ändern, wenn man doch eigentlich keinen Plan hat, wo man hinwill? Und genau das führt dazu, dass man am Ende nur noch länger sinnlos durch die Pampa kurvt. Das wird Ihnen ein*e termingehetzete*r DHL Fahrer*In genauso sagen, wie Michael Schumacher (War das jetzt ein verfrühter Witz? Egal!). Letztendlich muss man den Menschen von Beginn an zeigen, wie unser Leben als System funktioniert. Dann sollte auch der letzten Person schnell klar werden, dass das Klima unser aller Leben beeinflusst. Ist jetzt allerdings auch utopisch, denn wir wissen alle nur zu gut, dass die Sorge um das Klima wenig den Alltag beeinflusst, wenn dieser Alltag davon gespickt ist Rechnungen zu bezahlen, um am Leben zu bleiben – Huhu Kulturbranche! Fragen wir doch mal Kinder aus unteren Einkommensschichten, wie sie zu dem Thema stehen. Ist nämlich viel einfacher, wenn man weniger finanzielle Sorgen hat sich diesen Themen zuzuwenden.

Es muss klare Vorbilder bei Politiker*Innen, Unternehmen, Behörden und in der Industrie geben.

Warum sollten Individuen sich auch nur einen einzigen Gedanken, um den CO2 Ausstoß der Ernährung machen, während VW mit dem Diesel-Skandal so viel beschissen hat, dass die Toilette verstopft ist? Wieso sollte ich mich für eine umweltbewusstere Ernährungsweise entscheiden, wenn sie (A) sackteuer ist und mir (B) von der CDU gesagt wird, das Deutschland das Land der Nackensteakfresser*Innen ist? Ich kann ja auch schlecht meinem Kind – das ich nicht habe –erzählen, dass man Frauen achten soll und gleichzeitig sagen, dass ich eben jene gern an der „pussy grabbe“.

Das heißt konkret: Plastik in seiner alltäglichen Verwendung enorm zurückfahren. ÖPNV ausbauen und so gestalten, dass es sich für die Menschen lohnt, das Auto stehen zu lassen. Die Fleischproduktion anders gestalten. Große Firmen dazu zwingen, ihre Steuern wie jedes andere Unternehmen zu zahlen. Lieferketten und Arbeitsweisen nachhaltig zu gestalten und vor allem der Automobilindustrie nicht mehr das Auspuffrohr auszulecken, als wäre es ein mit Salz gerimmtes Margarita Glas.

Umdenken findet zuerst bei Einzelnen statt. Erst wenn die Menschen mehrheitlich verstehen, dass sie mit ihrer Kaufkraft – schließlich ist Einkaufen eine patriotische Aufgabe – ihren Wahlentscheidungen, und ihren Lebensarten einen Druck von unten auf Wirtschaft und Politik ausüben können, werden auch Impulse aus der Politik folgen.

Wie werden Sie Bürger*innen in die Gestaltung dieses tiefgreifenden Übergangs einbinden?

Ich würde es ungemein begrüßen, wenn - vor allem in der Kommunalpolitik - Bündnisse wie eben das Klimaaktionsbündnis mit in die offizielle Diskussion aufgenommen werden. Es ist zwar unangenehm, klare und ungeschönte Aussagen und Vorwürfe zu bekommen, aber es hilft. Ich hole mir ja auch meine Bühnenkritik nicht von praxisfremden Personen, sondern von Leuten, die etwas davon verstehen. Meiner Meinung nach zählen solche Organisationen, wie das Klimaaktionsbündnis eher zu der Kategorie: „haben Ahnung was sie tun“, als Menschen, die man in Talkshows mit „Expert*In“ untertitelt.

Des Weiteren befürworte ich barrierefreie Bürgertreffen und Gespräche (gern auch digital), bei denen die Bürger*Innen beteiligen können, wo sie Möglichkeiten sehen, dem Klimaschutz genüge zu werden. Und das ohne Palaver von: „Sie sind zu jung, sie haben keine Ahnung und was wissen Sie schon!?“. Die Klimafrage betrifft uns Alle und es wird sich in solchen Initiativen zeigen, dass viele lokale Unternehmen und Menschen selbst sehr aktiv sind. Lernen wir daraus, nehmen die Erkenntnisse auf und versuchen diese in Politik realistisch umzusetzen.

Als letztes wünsche ich mir, dass wir Fakten mehr zählen lassen als „Gefühle“ und fantastische Wunschkonstrukte. Denn: Für Illusionen und Beschönigungen ist mein Bühnen-Make-Up da, nicht die Politik und Ihre realweltlichen Folgen!

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